Kölner Stadtanzeiger vom 07. Juli 1994:

Dosen ins Kleid genäht

Designerinnen stellen im studio dumont aus

"Eigentlich ist dies eine Kunstausstellung und keine Modeausstellung, so künstlerisch ist die Mode", sagte Hedwig Neven DuMont bei der Eröffnung im studio dumont. Dort zeigen bis zum 29. Juli elf junge Kölner Designerinnen in der Ausstellung "Kölner Gestalten" ihre Werke. Und die sind zum Teil wirklich "Kunst am Körper". Ulrike Janisch mischte Heiliges mit Sündigem: Zu langen schwarzen Lackstiefeln entwarf sie eine Jacke aus kitschigen Heiligenbildchen. Anfänglich, so die Designerin, sei das als Gag gedacht gewesen. Doch dann entwickelte sich die Jacke zum beliebten Einzelstück zur Jeans - an die Lackstiefel trauten sich nun doch nicht so viele heran.

Barbara Althoff kreierte ein "Straßenoutfit" aus Wegwerfmaterialien. Aus Wurst- und Kondensmilchdosen schnitt sie Formen aus ("Da haben die Finger ganz schön geblutet") und nähte sie in ein Plastikkleid ein. Für ein anderes Modell wurde eine Einkaufstüte zerschnitten und in Schichten wie Schuppen auf Stoff genäht.

Auch vor dem klassischsten aller Kleidungsstücke - dem Brautkleid - wurde nicht halt gemacht. Ilka Schirmer entwarf ein ausgesprochen durchsichtiges: Denn über den Reifrock, der normalerweise nur für die bauschige Form des Kleids sorgen soll, ist kein Stoff gespannt. Verkauft sich soetwas? Gerade bei Brautkleidern - so die Antwort - würde gern etwas Außergewöhnliches genommen.

Wem dies alles zu auffällig ist, der findet im studio dumont auch klassische Abendkleider.

Die Designerinnen sehen in der Ausstellung die Chance, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die Deutschen sind, was Ausgefallenes angeht, eher zurückhaltend und schütteln darüber den Kopf", ist die Erfahrung von Barbara Althoff. Wer neugierig geworden ist, kann noch mehr von den elf Designerinnen bei den Modenschauen am Freitag, Samsatg und Sonntag (21 Uhr) im Bürgerhaus Stollwerck sehen.(cv)

 


Barbara Maria Althoff im Kölner Stadtanzeiger vom 07.07.1994

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