"Luxemburger Wort" vom 13. Oktober 2005:

"Liturgiegewänder" für Laien

von W. STAUCH-V. QUITZOW

Ein Wettbewerb fordert Kirche und Design heraus

Das Zweite Vatikanische Konzil beschloss Laien stärker in die Gestaltung von Gottesdiensten einzubinden. Demzufolge wurde ihnen das Recht eingeräumt, in entsprechenden Garderobenausstattungen aufzutreten. Das Deutsche Liturgische Institut entwickelte dazu seine eigenen Ideen, und wie schon bei den „Liturgiegefäßen“ Ende der neunziger Jahre wurden nun die „Liturgiegewänder“ in ein neues System der Ausstattung für kirchliche Laien überführt.

Man wollte die Garderobenausstattung allerdings nicht einfach generell diktieren. Daher kam das Deutsche Liturgische Institut auf die Idee, einen Gestaltungswettbewerb für die Liturgiegewänder der Laien auszuschreiben und die Spitzenarbeiten auch mit Preisen zu honorieren. Der Wettbewerb kam vor zwei Jahren in Gang und hat zu mehr als 130 eingereichten Entwürfen geführt. Von ihnen wurden rund 50 Arbeiten ausgewählt und zu einer Ausstellung zusammengestellt, die bereits im vergangenen Jahr in einigen Museen vorgeführt wurden. In diesem Herbst ist die Schau nun im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Trier angelangt, und man will dabei die neuen Wege präsentieren, heutige formal-ästhetische Ansprüche mit der Gestaltung von Gewändern für die liturgischen Dienste in Einklang zu bringen.

Fantasiefülle

Die Trierer Ausstellung erstreckt sich im Dommuseum über alle Etagen des Gebäudes. Die Gewandobjekte erscheinen einzeln, in Mehrfachgruppen und ganzen Ensembles. Sie stehen im freien Raum aber ebenso auch in gläsernen Vitrinen, wobei nicht zuletzt auch die Werthaltigkeit der Gewänder zum Ausdruck kommt. Schon hier wird die Fantasiefülle im Entwurf der zahlreichen Paramente zur Überraschung der gesamten Ausstellung, wenngleich in der Jury des Wettbewerbs auch von einer gewissen Konventionalität der Gewandungen die Rede war.

Doch die am Wettbewerb Beteiligten kamen ja nicht nur aus Deutschland. Sie kamen auch aus Österreich, den Niederlanden, Belgien, Italien und sogar aus der Slowakei. Den ausgestellten Liturgiegewändern ist jedenfalls eine umfassende Information auf einem Textständer beigefügt. Hier kann sich der Betrachter über die Produktionsprozesse der meist aus qualitätsvollem Material gewebten und arrangierten Textilprodukte informieren. Diese haben pflegeleicht zu sein, sie haben sich auf die in ihnen erforderlichen Bewegungen zu konzentrieren, und sie haben die Tageszeit ihrer Benutzung zu berücksichtigen.

Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, denn schließlich werden auch liturgische Gewänder erstmals aus Erscheinungen aus der Alltagskleidung abgeleitet. Die Arrangeure einer Liturgiegewandung hatten nicht zuletzt auch im Sinn, dass sich ein Laienpublikum überhaupt mal an Abläufen des kirchlichen liturgischen Geschehens beteiligte. Der Wettbewerb fordert Kirche und Design in gleicher Weise heraus, und nicht allein das reiche Farbenspektrum der vorgeführten Wettbewerbsexemplare bestätigt diesen Zusammenhang. So gibt es etwa bebilderte Gewänder. Es gibt solche mit eingefügtem Material aus Edelsteinen. Es zeigen sich in den Vitrinen Bekleidungen mit besonders großen Gürteln. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus Mitren, Schuhe, Handschuhe und andere Liturgiekleidung.

Bis zum 6. November, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Trier, Mo.-Sa. 9 bis 17 Uhr, So. 13 bis 17 Uhr. Katalog: 14,80 Euro.

 


Barbara Maria Althoff in der Kölnischen Rundschau vom 01.02.2007

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